Wir klären auf — rund um das Thema Brandschutz bei PV-Anlagen. Außerdem riskieren wir einen Blick in die Glaskugel, um zu sehen, wie die Stromerzeugung wohl in 20 Jahren aussehen wird. Dazu haben wir Prof. Dr.-Ing. Alexander Kern — Entwickler von Blitzschutz- und EMV-Konzepten für Photovoltaik‑, Solarthermie- und Hybridanlagen — befragt.
Was ist bei der Installation eines Blitzschutzes bei einem Gebäude mit Photovoltaikanlage zu beachten?
Eigentlich gilt für ein Gebäude mit Photovoltaikanlage dasselbe, wie für ein Gebäude ohne Photovoltaikanlage.
Zuerst einmal ist zu klären, ob ein Gebäude überhaupt Blitzschutz benötigt. Beispielsweise braucht ein Kindergarten definitiv Blitzschutz, bei einem Wohnhaus wiederum ist es die Entscheidung des Eigentümers ob man Blitzschutz möchte, oder nicht.
Falls bereits eine Photovoltaikanlage auf dem Gebäude ist, oder eine gebaut werden soll, muss diese in den Blitzschutz mit eingebunden werden. Dabei können natürlich weitere Blitzschutzmaßnahmen erforderlich werden.
Inwieweit unterscheidet sich der Blitzschutz eines Gebäudes mit Photovoltaikanlage zu einem Gebäude ohne Photovoltaikanlage?
Eigentlich unterscheidet sich der Blitzschutz hierbei nicht wirklich. Eine Photovoltaikanlage bedarf keines gesonderten Blitzschutzes, sie muss lediglich in einen bestehenden oder neuen Blitzschutz eingebunden werden.
Eine Photovoltaik-Anlage erfordert keinen gesonderten Blitzschutz
Wie ist das Vorgehen bei der Blitzschutzinstallation, wenn die Photovoltaikanlage nachträglich auf einem Bestandsgebäude montiert wird?
Wenn Sie ein Bestandsgebäude ohne Blitzschutz haben, dann bauen Sie die Photovoltaikanlage einfach oben drauf. Wie gesagt, die Photovoltaikanlage erfordert selbst erstmal keinen gesonderten Blitzschutz, das Gebäude fordert ihn.
Wenn also das Gebäude keinen Blitzschutz hat, und diesen auch nicht benötigt, müssen Sie auch trotz Photovoltaikanlage keinen installieren.
Hat das Gebäude allerdings ein Blitzschutzsystem, also sind dazu auf dem Gebäude beispielweise bereits Fangeinrichtungen vorhanden, muss die Photovoltaikanlage in diesen Blitzschutz integriert werden. Beispielsweise könnte man um die Photovoltaikanlagezu schützen zusätzliche Fangstangen für das Blitzschutzsystem anbringen, oder auch Fangstangen umstellen. Man muss also das Blitzschutzsystem etwas anpassen um die PV-Anlage zu integrieren.
Welche Auswirkungen hat ein Blitzeinschlag, der die Photovoltaikanlage auf dem Dach trifft?
In diesem Fall gilt eigentlich das gleiche wie für alle Dachaufbauten wie auch z.B. eine Klimaanlage, ein Rückkühler oder eine Satellitenschüssel.
Wenn diese tatsächlich von einem Blitz getroffen werden, weil beispielsweise kein Blitzschutzsystem vorhanden ist, dann werden Blitzströme in das Gebäude eingeführt. Dies kann zu massiven Schäden im Gebäude führen. Das gilt aber für alle Dachaufbauten.
Das sind auch genau die Schäden, die durch Facheinrichtungen bei einem Blitzschutzsystem vermieden werden sollen.
Natürlich kann auch die Photovoltaikanlage oder der Wechselrichter kaputt gehen.
Das heißt, ein vorhandener Blitzschutz muss auch die Photovoltaikanlage integrieren, damit diese keine Schäden nehmen kann.
Vorhandener Blitzschutz muss die Photovoltaikanlage integrieren
Können Blitzeinschläge/Gewitter in der Ferne Auswirkungen auf die Photovoltaikanlage und den Wechselrichter haben?
Ja, allerdings dieselben, die es auch auf andere elektronische Systeme in dem Gebäude haben kann. Beispielsweise kann auch ein Fernseher, der an einem Satellitensystem und das Energienetz angeschlossen ist, durch Blitzeinschläge bis zu 500 m Entfernung gefährdet werden.
Etwa die gleiche Entfernung gilt auch für die Photovoltaikanlage. So kann man sagen, dass Blitzeinschläge bis zu 500 m Entfernung Auswirkungen auf die Photovoltaikanlage haben können. So kann z.B. der Wechselrichter bei diesen Entfernungen durch Überspannung beschädigt werden.
Darüber hinaus sind die Entfernungen eigentlich so groß, dass der Blitzeinschlag nicht mehr zu Schäden führt.
Wie stellen Sie sich in 20 Jahren die Energieversorgung von Gebäuden vor?
Das ist natürlich eine sehr spekulative Frage. Ich würde mir natürlich wünschen, und ich glaube auch, dass die Tendenz in die Richtung geht, dass bei neuen Gebäuden der Energiebedarf den man von außen braucht, immer geringer werden wird. Ich denke, dass immer mehr sogenannte Nullenergiehäuser entstehen werden. Dass also z.B. durch Photovoltaikanlage als auch Erdwärme über Geothermie der Energiebedarf, als auch der Wärmebedarf eines Hauses weitestgehend gedeckt wird. Dass man also nur noch relativ wenig Energie bzw. Wärme zuführen muss.
Wie weit dieser Trend jedoch bei Bestandsgebäuden zu realisieren ist, wird eine andere Frage sein. Da wird es meiner Einschätzung nach weiter so sein, dass wir externe Energienetze brauchen, auch zur Unterstützung von Nullenergiehäusern.
Ich denke jedoch, dass der Trend dahin führt, dass man die Energie, die man zum täglichen Leben benötigt, selbst in seinem Gebäude erzeugt.