Durch die Sektorenkopplung lassen sich weitere bedeutende CO2-Einsparpotenziale realisieren. Das zeigt auch die Kombination von lokal erzeugtem Solarstrom mit der Ladeinfrastruktur für Elektromobilität. Welche technischen Vorteile diese Kombination mit sich bringt und in welchem Maß die Umwelt dadurch entlastet werden kann, zeigt die Zusammenfassung der Masterarbeit von Philip Manns mit anschließendem Beispiel aus der Praxis.

- Ein kurzer Überblick
- Ermittlung von möglichen CO2-Einsparungen
- Lokal erzeugten Überschussstrom zum Laden des eigenen E‑Autos nutzen
- Eigenverbrauch und Autarkie
- CO2-Einsparungen durch Sektorenkopplung im Mehrfamilienhaus
- Ein Beispiel aus der Praxis
1. Ein kurzer Überblick
Das Geschäft mit Elektroautos boomt: Allein im Jahr 2020 gab es 149.200 Neuzulassungen in Deutschland. Immer mehr Bürger*innen scheinen sich ihrer ökologischen Verantwortung bewusst zu werden. Doch um echte Nachhaltigkeit in den Verkehr zu integrieren, müssen Elektroautos mit sauberem Strom aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Denn noch kommt unsere Stromversorgung zu über 50 Prozent aus konventionellen Kraftwerken.
Um qualitative Aussagen über die Klimaschutzwirkung von erneuerbaren Energien für E‑Autos zu treffen, hat SOLARIMO die jährlichen CO2 Einsparungen durch die Nutzung überschüssigen Solarstroms anstelle des Netzstroms beim Laden untersucht. Ein weiterer Fokus der Untersuchungen lag aus den technischen Vorteilen der Ladung der E‑Mobilität mit Solarstrom vom Dach.
Dazu haben wir ein Simulationsmodell entworfen, welches Abschätzungen über die Auswirkungen einer Kombination von Mieterstrom und Elektromobilität erlaubt. Demzufolge kann durch die Einbindung von Ladesäulen in ein Mieterstromprojekt der Eigenverbrauch der Solaranlage um bis zu sieben Prozent erhöht werden, ohne auf einen Stromspeicher zurückgreifen zu müssen. Im günstigsten Fall lassen sich durch das Laden mit Solarstrom bis zu vier Tonnen CO2 pro Jahr zusätzlich einsparen.
2. Ermittlung von möglichen CO2-Einsparungen
Der Ladevorgang wurde so gestaltet, dass vorrangig Solarstrom genutzt wird. Nur falls die Batterie nicht voll genug ist, um mindestens 1,5 Tagesstrecken zu meistern, wird Strom aus dem Netz nachgeladen, um diesen Ladestand zu erreichen. Vereinfachend sind wir in unserem Beispiel davon ausgegangen, dass die Gebäude in der Klimareferenzzone Potsdam liegen.
3. Lokal erzeugten Überschussstrom zum Laden des eigenen E‑Autos nutzen
Dank moderner Energiemanagementsysteme, stellt das Laden Zuhause mit Sonnenstrom technisch kein Problem dar. Da in unserer Untersuchung nur Strom verwendet wird, der ansonsten ins Netz eingespeist werden würde, konkurriert der Strombedarf des E‑Autos nicht mit dem im Gebäude. Bei Strom, der vor Ort erzeugt und verbraucht wird, spricht man von Eigenverbrauch. Dieser wird durch das Laden vor dem Haus erhöht, was die Stromnetze entlastet und zusätzlich den Vorteil hat, dass der*die Ladesäulenbesitzer*in den günstigen Solarstrom vom Dach auch an der Ladesäule anbieten kann.
1. Grafik: Elektroautos dezentral und außerhalb der Arbeitszeiten mit Sonnenstrom laden
In vielerlei Hinsicht ist es noch nachhaltiger, den E‑Roller an der Ladestationen zu laden.
Zwar lassen sich die Roller in der Regel auch an herkömmlichen Steckdosen laden, das Energiemanagement der Ladestation schont jedoch die Batterie und sorgt zudem für eine längere Lebensdauer. So wird der E‑Roller grüner und der lokale Straßenverkehr entlastet.
4. Eigenverbrauch und Autarkie
Aktuelle PV-Mieterstromanlagen auf Mietimmobilien erreichen, je nach Anlagengröße und Strombedarf vor Ort, Eigenverbrauchsquoten zwischen 30 und 50 Prozent, da Verbrauchs- und Produktionsspitzen nicht deckungsgleich sind. Eine weitere wichtige Kenngröße ist die sogenannte Autarkie, welche den Grad der Unabhängigkeit eines Stromverbrauchers vom Netz beschreibt. Durch die Belieferung von Ladesäulen kann die Eigenverbrauchsquote, je nach Batteriespeicher, um 3 bis 7 Prozent erhöht werden, was einer zusätzlichen Nutzung von 3 — 10 MWh Solarstrom pro Jahr entspricht.

2. Grafik: Erhöhung des Eigenverbrauchs durch Einbindung von Ladesäulen in Mieterstromanlagen
5. CO2 Einsparungen durch Sektorenkopplung in Mehrfamilienhäusern
Durch die richtige Wahl von PV-Anlagengröße, Batteriegröße und Ladekapazität ist es möglich, fast 4 Tonnen CO2 pro Jahr in großen Mehrfamilienhäusern mit 30 Wohnungen einzusparen. Dies entspricht einer Flugreise nach Thailand und zurück (Quelle / Rechenbasis: Atmosfair). Am besten ist es zudem, eine Ladesäule mit 11 kW Leistung zu nutzen, um möglichst viele E‑Autos mit überschüssigen Sonnenstrom täglich laden zu können.
-In einer Untersuchung aller deutschlandweit im Bestand existierenden Immobilien, die sich für Mieterstrom qualifizieren, wurde zudem ermittelt, dass ein CO2 Vermeidungspotenzial von bis zu 790.000 Tonnen jährlich besteht, sollten diese Gebäude zusätzlich mit Ladesäulen ausgestattet werden.

3. Grafik: Jährliche CO2-Einsparung pro Jahr und Gebäude durch die Nutzung von Sonnenstrom
6. Ein Beispiel aus der Praxis
Ein beispielhaftes Projekt haben wie in der Schiersteinsiedlung der Gemeinnützigen Bau- und Siedlungsgenossenschaft Wiesbaden 1950 eG begonnen. Insgesamt 420 Mietparteien haben nun Zugang zu Solarstrom vom Dach und können dabei sogar 14 Prozent gegenüber dem Tarif in der Grundversorgung sparen. Mit dieser Größe gehört die Siedlung bereits von Anfang an zu einem der größten Mieterstrom-Projekte in Deutschland. Hinzu kommt die Ladestation für Elektrofahrzeuge, in die der Solarstrom vom Dach eingespeist wird. So vermeidet allein die Schiersteinsiedlung durchschnittlich 332 Tonnen CO2 pro Jahr.
Die Sektorenkopplung von PV-Mieterstromanlagen und Ladesäulen bietet die Möglichkeit, die PV-Anlage effektiver zu nutzen und auf einfache Weise noch mehr CO2-Emissionen zu reduzieren. Zudem wird die Umsetzung solcher Gesamtanlagen im Hinblick auf die steigende Elektrifizierung des deutschen Fahrzeugbestandes immer wichtiger. SOLARIMO bietet daher die Möglichkeit, potenzielle Reduzierungen von CO2-Emissionen für ein Objekt zu simulieren und ein entsprechendes Projektangebot zusammen zu stellen.