Über viele Jahre hinweg haben Bürgerenergiegenossenschaften die Energiewende in den Kommunen vorangebracht. Sie haben zahlreiche Projekte finanziert und einen wichtigen Beitrag für den Klimaschutz vor Ort geleistet. Ihre Projekte sorgen für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Doch es wird zunehmend schwieriger für Bürgerenergiegenossenschaften neue Projekte umzusetzen. Eine Möglichkeit, um neue Projekte zu starten, sind Kooperationen gemeinsam mit diversen Partnern, wie Kommunen oder spezialisierte Unternehmen. Dazu gehören auch Mieterstrom-Projekte, bei denen ein Dienstleister den Betrieb der Anlagen mit erneuerbaren Energien übernimmt. Mehr zum Thema Bürgerenergiegenossenschaften, Kooperationen und Mieterstrom in diesem Text.
- Erfolgreicher lokaler Klimaschutz durch Bürgerenergiegenossenschaften
- Probleme der Energiewende für Bürgerenergiegenossenschaften
- Kooperationen und Quartiersprojekte als Weg in die Zukunft
- Kooperationen für Photovoltaik-Projekte in der Praxis
- Bürger*innen treiben mit Kooperationen den Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort voran
1. Erfolgreicher lokaler Klimaschutz durch Bürgerenergiegenossenschaften
Das ehrenamtliche Engagement der Bürger*innen ist vielerorts die Grundlage für eine dezentrale Energiewende. Sie schließen sich im Ort oder in der Region zusammen und arbeiten demokratisch an der Umsetzung ihrer Ziele. Mit großem Engagement verwirklichen sie seit vielen Jahren lokale Projekte mit erneuerbaren Energien. Sie nehmen den Klimaschutz selbst in die Hand und setzen eigene Projekte um. Ihre Priorität ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen — und nicht die Rendite ihrer Investitionen.
Dieses Engagement war lange Zeit ein Grundpfeiler für den Ausbau der erneuerbaren Energien. Bürgerenergiegenossenschaften haben viele Projekte umgesetzt und einen entscheidenden Anteil daran, dass Solar- und Windenergie so weit ausgebaut wurde in Deutschland. Auch in Zukunft können Bürgerenergiegenossenschaften eine wichtige Rolle in der lokalen Energieversorgung und der Mobilität spielen und einen wertvollen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Denn Energiegenossenschaften bilden als Erfolgsmodell die Grundlage für die regionale Akzeptanz der erneuerbaren Energieanlagen. Zudem sorgen sie für eine regionale Wertschöpfung.
Bürger*innen, die sich in Genossenschaften verbinden und engagieren, bringen bürgerschaftliche Verantwortung, Partizipation und wirtschaftliches Handeln zusammen.
2. Probleme der Energiewende für Bürgerenergiegenossenschaften
Die mehr als 200.000 Mitglieder*innen der weit über 800 Energiegenossenschaften in Deutschland haben bisher knapp drei Milliarden Euro in Stromerzeugungsanlagen mit erneuerbaren Energien investiert. In der Summe haben die genossenschaftlich betriebenen Anlagen mehr als acht Terawattstunden sauberen Strom erzeugt (Quelle: ReNews Kompakt).
Die Erfolgsgeschichte der Bürgerenergiegenossenschaften ist jedoch mittlerweile fast zum Erliegen gekommen. Es ist für sie immer schwerer neue Projekte zu finden, um weiterhin investieren zu können. So sind die Hürden für große Projekte, ab 750 kW, durch die Ausschreibungen sehr hoch. Zudem haben sie begrenzte Ressourcen und Kapazitäten, da sie fast komplett ehrenamtlich arbeiten. Dies führt zu einer häufig unklaren oder schwierigen Entwicklungsperspektive von Energiegenossenschaften.
Ein anderes Thema ist das Geschäftsmodell der Energiegenossenschaften. Die Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaikanlagen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gesunken. Heute ist es attraktiver den Strom vor Ort zu verbrauchen, als ihn in das Netz einzuspeisen. Doch dafür müssten sich die Energiegenossenschaften professionalisieren und als Energieversorger aufstellen. Immer komplexere Anforderungen an neue Projekte machen es mittlerweile sehr schwierig, neue, passende Projekte zu finden und zu initiieren.
3. Kooperationen und Quartiersprojekte als Weg in die Zukunft
Energiegenossenschaften wenden sich mittlerweile zunehmend anderen Themen zu, um weiter aktiv und erfolgreich an der Reduzierung der CO2-Emissionen arbeiten zu können.
Zu den beliebten Themen gehören unter anderem neue Mobilitätsstrategien. Genossenschaften bauen ein eigenes lokales Ladenetz auf, bieten Carsharing mit Elektrofahrzeugen an und entwickeln regionale Mobilitätslösungen mit unterschiedlichen Verkehrsmitteln.
Auch Lösungen, wie eine kommunale Nahwärme oder Versorgung einzelner Gebäude und Quartiere stehen zunehmend im Blickfeld von Genossenschaften. Dabei betrachten sie die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität zusammen, um eine umfassende Reduzierung der Emissionen zu erreichen.
Ein weiterer Weg, um komplexere Projekte bewältigen zu können, sind unterschiedliche Arten von Kooperationen. Gemeinsam mit anderen Genossenschaften können sie neue Projekte verwirklichen oder sich um die Stromlieferung kümmern, wie die Bürgerwerke e.G. Ganz neu ist eine Kooperation von Genossenschaften für die Förderung nachhaltiger Mobilität, die Vianova e.G. Diese plant die Umsetzung von lokalen, klimafreundlichen Mobilitätskonzepten und Carsharing-Angeboten mit Elektroautos. In anderen Kooperationen arbeiten die Bürger*innen mit Wohnungsunternehmen und Stadtwerken zusammen, um Projekte für eine nachhaltige dezentrale Energieversorgung umzusetzen.
In der Zusammenarbeit mit Kommunen setzen Energiegenossenschaften beispielsweise Projekte mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern kommunaler Liegenschaften oder Wohngebäuden um.
4. Kooperationen für Photovoltaik-Projekte in der Praxis
Die vielen engagierten Menschen in den Bürgerenergiegenossenschaften wollen eine dezentrale Energieversorgung in den Händen der Bürger*innen. Solarer Mieterstrom ist ein hervorragendes Beispiel für dieses Ziel. Die Energiegenossenschaft finanziert eine weitere lokale Photovoltaikanlage, die sich beispielsweise auf dem Dach eines kommunalen Wohnungsunternehmens befindet. Die Mieter*innen können lokal erzeugten Strom nutzen, einen Beitrag zum Klimaschutz leisten und ihre Stromkosten reduzieren.
Um die komplexen energierechtlichen und ‑wirtschaftlichen Anforderungen einzuhalten, ist eine Zusammenarbeit mit einem erfahrenen Dienstleister, wie SOLARIMO, sinnvoll. Dieser kann die Anlage pachten, sie im Namen der Genossenschaft betreiben und sich um den Verkauf des Stroms an die Mieter*innen, bzw. um die Direktvermarktung kümmern. Die Energiegenossenschaft erhält eine Pacht und so profitieren alle Beteiligten von dem Projekt.
Mit der für Herbst 2020 angekündigten EEG-Novelle besteht voraussichtlich die Möglichkeit das Lieferkettenmodell für solaren Mieterstrom anzuwenden. In dieser Variante finanziert, baut und betreibt die Energiegenossenschaft eine Photovoltaikanlage auf einem Wohnhaus, die Vermarktung des Stroms an die Mieter*innen übernimmt ein Dienstleister. Damit behält die Genossenschaft die vollständige Kontrolle über die Anlage, kann aber den komplexen Stromverkauf an einen Spezialisten auslagern.
So finanzieren die Bürger*innen über die Genossenschaft ein regionales Projekt, dessen Vorteile zahlreiche Mieter*innen in den Häusern genießen können. Durch die lokale Nähe und die Finanzierung von Mitbürger*innen entsteht eine direkte, persönliche Verbindung zum Projekt, was wiederum die Identifizierung erhöht. Ein weiterer Aspekt, der die Akzeptanz in der Bevölkerung unterstützt, ist die Mitbestimmung und Transparenz in der Genossenschaft.
Die Bürgerenergiegenossenschaft kann darüber hinaus den Strom der Photovoltaikanlage nutzen, um eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge zu betreiben.
Neben Mieterstrom-Projekten sind weitere lokale Geschäftsmodelle durch Kooperationen möglich, wie z.B. die Direktlieferung des Stroms aus Photovoltaikanlagen an kommunale Einrichtungen, inklusive Restlieferung mit Ökostrom aus dem Netz.
5. Bürger*innen treiben mit Kooperationen den Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort voran
Die Energiewende wird vor allem von den Bürger*innen vor Ort in den Kommunen getragen. Sie haben mit ihrem Engagement in Energiegenossenschaften viele neue Projekte und Anlagen mit erneuerbaren Energien auf den Weg gebracht. Damit es in Zukunft auch so weitergehen kann, sind Kooperationen mit anderen Genossenschaften, mit Kommunen und auch mit Dienstleistern ein hilfreicher Weg. So können sie weiter neue Projekte mit hoher lokaler Identifikation und Akzeptanz umsetzen und einen wichtigen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.