Kooperationen — Die Zukunft der Bürgerenergiegenossenschaften

Über viele Jahre hin­weg haben Bürgerenergiegenossenschaften die Energiewende in den Kommunen vor­an­ge­bracht. Sie haben zahl­rei­che Projekte finan­ziert und einen wich­ti­gen Beitrag für den Klimaschutz vor Ort geleis­tet. Ihre Projekte sor­gen für eine hohe Akzeptanz in der Bevölkerung. Doch es wird zuneh­mend schwie­ri­ger für Bürgerenergiegenossenschaften neue Projekte umzu­set­zen. Eine Möglichkeit, um neue Projekte zu star­ten, sind Kooperationen gemein­sam mit diver­sen Partnern, wie Kommunen oder spe­zia­li­sier­te Unternehmen. Dazu gehö­ren auch Mieterstrom-Projekte, bei denen ein Dienstleister den Betrieb der Anlagen mit erneu­er­ba­ren Energien über­nimmt. Mehr zum Thema Bürgerenergiegenossenschaften, Kooperationen und Mieterstrom in die­sem Text.

  1. Erfolgreicher loka­ler Klimaschutz durch Bürgerenergiegenossenschaften
  2. Probleme der Energiewende für Bürgerenergiegenossenschaften
  3. Kooperationen und Quartiersprojekte als Weg in die Zukunft
  4. Kooperationen für Photovoltaik-Projekte in der Praxis
  5. Bürger*innen trei­ben mit Kooperationen den Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien vor Ort voran

1. Erfolgreicher lokaler Klimaschutz durch Bürgerenergiegenossenschaften

Das ehren­amt­li­che Engagement der Bürger*innen ist vie­ler­orts die Grundlage für eine dezen­tra­le Energiewende. Sie schlie­ßen sich im Ort oder in der Region zusam­men und arbei­ten demo­kra­tisch an der Umsetzung ihrer Ziele. Mit gro­ßem Engagement ver­wirk­li­chen sie seit vie­len Jahren loka­le Projekte mit erneu­er­ba­ren Energien. Sie neh­men den Klimaschutz selbst in die Hand und set­zen eige­ne Projekte um. Ihre Priorität ist die Reduzierung der Treibhausgasemissionen — und nicht die Rendite ihrer Investitionen.

Dieses Engagement war lange Zeit ein Grundpfeiler für den Ausbau der erneu­er­ba­ren Energien. Bürgerenergiegenossenschaften haben viele Projekte umge­setzt und einen ent­schei­den­den Anteil daran, dass Solar- und Windenergie so weit aus­ge­baut wurde in Deutschland. Auch in Zukunft kön­nen Bürgerenergiegenossenschaften eine wich­ti­ge Rolle in der loka­len Energieversorgung und der Mobilität spie­len und einen wert­vol­len Beitrag zum Klimaschutz leis­ten. Denn Energiegenossenschaften bil­den als Erfolgsmodell die Grundlage für die regio­na­le Akzeptanz der erneu­er­ba­ren Energieanlagen. Zudem sor­gen sie für eine regio­na­le Wertschöpfung.

Bürger*innen, die sich in Genossenschaften ver­bin­den und enga­gie­ren, brin­gen bür­ger­schaft­li­che Verantwortung, Partizipation und wirt­schaft­li­ches Handeln zusammen.

2. Probleme der Energiewende für Bürgerenergiegenossenschaften

Die mehr als 200.000 Mitglieder*innen der weit über 800 Energiegenossenschaften in Deutschland haben bis­her knapp drei Milliarden Euro in Stromerzeugungsanlagen mit erneu­er­ba­ren Energien inves­tiert. In der Summe haben die genos­sen­schaft­lich betrie­be­nen Anlagen mehr als acht Terawattstunden sau­be­ren Strom erzeugt (Quelle: ReNews Kompakt).

Die Erfolgsgeschichte der Bürgerenergiegenossenschaften ist jedoch mitt­ler­wei­le fast zum Erliegen gekom­men. Es ist für sie immer schwe­rer neue Projekte zu fin­den, um wei­ter­hin inves­tie­ren zu kön­nen. So sind die Hürden für große Projekte, ab 750 kW, durch die Ausschreibungen sehr hoch. Zudem haben sie begrenz­te Ressourcen und Kapazitäten, da sie fast kom­plett ehren­amt­lich arbei­ten. Dies führt zu einer häu­fig unkla­ren oder schwie­ri­gen Entwicklungsperspektive von Energiegenossenschaften.

Ein ande­res Thema ist das Geschäftsmodell der Energiegenossenschaften. Die Einspeisevergütung für Strom aus Photovoltaikanlagen ist in den letz­ten Jahren kon­ti­nu­ier­lich gesun­ken. Heute ist es attrak­ti­ver den Strom vor Ort zu ver­brau­chen, als ihn in das Netz ein­zu­spei­sen. Doch dafür müss­ten sich die Energiegenossenschaften pro­fes­sio­na­li­sie­ren und als Energieversorger auf­stel­len. Immer kom­ple­xe­re Anforderungen an neue Projekte machen es mitt­ler­wei­le sehr schwie­rig, neue, pas­sen­de Projekte zu fin­den und zu initiieren.

3. Kooperationen und Quartiersprojekte als Weg in die Zukunft

Energiegenossenschaften wen­den sich mitt­ler­wei­le zuneh­mend ande­ren Themen zu, um wei­ter aktiv und erfolg­reich an der Reduzierung der CO2-Emissionen arbei­ten zu können.

Zu den belieb­ten Themen gehö­ren unter ande­rem neue Mobilitätsstrategien. Genossenschaften bauen ein eige­nes loka­les Ladenetz auf, bie­ten Carsharing mit Elektrofahrzeugen an und ent­wi­ckeln regio­na­le Mobilitätslösungen mit unter­schied­li­chen Verkehrsmitteln.

Auch Lösungen, wie eine kom­mu­na­le Nahwärme oder Versorgung ein­zel­ner Gebäude und Quartiere ste­hen zuneh­mend im Blickfeld von Genossenschaften. Dabei betrach­ten sie die Bereiche Strom, Wärme und Mobilität zusam­men, um eine umfas­sen­de Reduzierung der Emissionen zu erreichen.

Ein wei­te­rer Weg, um kom­ple­xe­re Projekte bewäl­ti­gen zu kön­nen, sind unter­schied­li­che Arten von Kooperationen. Gemeinsam mit ande­ren Genossenschaften kön­nen sie neue Projekte ver­wirk­li­chen oder sich um die Stromlieferung küm­mern, wie die Bürgerwerke e.G. Ganz neu ist eine Kooperation von Genossenschaften für die Förderung nach­hal­ti­ger Mobilität, die Vianova e.G. Diese plant die Umsetzung von loka­len, kli­ma­freund­li­chen Mobilitätskonzepten und Carsharing-Angeboten mit Elektroautos. In ande­ren Kooperationen arbei­ten die Bürger*innen mit Wohnungsunternehmen und Stadtwerken zusam­men, um Projekte für eine nach­hal­ti­ge dezen­tra­le Energieversorgung umzusetzen.

In der Zusammenarbeit mit Kommunen set­zen Energiegenossenschaften bei­spiels­wei­se Projekte mit Photovoltaikanlagen auf den Dächern kom­mu­na­ler Liegenschaften oder Wohngebäuden um.

4. Kooperationen für Photovoltaik-Projekte in der Praxis

Die vie­len enga­gier­ten Menschen in den Bürgerenergiegenossenschaften wol­len eine dezen­tra­le Energieversorgung in den Händen der Bürger*innen. Solarer Mieterstrom ist ein her­vor­ra­gen­des Beispiel für die­ses Ziel. Die Energiegenossenschaft finan­ziert eine wei­te­re loka­le Photovoltaikanlage, die sich bei­spiels­wei­se auf dem Dach eines kom­mu­na­len Wohnungsunternehmens befin­det. Die Mieter*innen kön­nen lokal erzeug­ten Strom nut­zen, einen Beitrag zum Klimaschutz leis­ten und ihre Stromkosten reduzieren.

Um die kom­ple­xen ener­gie­recht­li­chen und ‑wirt­schaft­li­chen Anforderungen ein­zu­hal­ten, ist eine Zusammenarbeit mit einem erfah­re­nen Dienstleister, wie SOLARIMO, sinn­voll. Dieser kann die Anlage pach­ten, sie im Namen der Genossenschaft betrei­ben und sich um den Verkauf des Stroms an die Mieter*innen, bzw. um die Direktvermarktung küm­mern. Die Energiegenossenschaft erhält eine Pacht und so pro­fi­tie­ren alle Beteiligten von dem Projekt.

Mit der für Herbst 2020 ange­kün­dig­ten EEG-Novelle besteht vor­aus­sicht­lich die Möglichkeit das Lieferkettenmodell für sola­ren Mieterstrom anzu­wen­den. In die­ser Variante finan­ziert, baut und betreibt die Energiegenossenschaft eine Photovoltaikanlage auf einem Wohnhaus, die Vermarktung des Stroms an die Mieter*innen über­nimmt ein Dienstleister. Damit behält die Genossenschaft die voll­stän­di­ge Kontrolle über die Anlage, kann aber den kom­ple­xen Stromverkauf an einen Spezialisten auslagern.

So finan­zie­ren die Bürger*innen über die Genossenschaft ein regio­na­les Projekt, des­sen Vorteile zahl­rei­che Mieter*innen in den Häusern genie­ßen kön­nen. Durch die loka­le Nähe und die Finanzierung von Mitbürger*innen ent­steht eine direk­te, per­sön­li­che Verbindung zum Projekt, was wie­der­um die Identifizierung erhöht. Ein wei­te­rer Aspekt, der die Akzeptanz in der Bevölkerung unter­stützt, ist die Mitbestimmung und Transparenz in der Genossenschaft.

Die Bürgerenergiegenossenschaft kann dar­über hin­aus den Strom der Photovoltaikanlage nut­zen, um eine Ladesäule für Elektrofahrzeuge zu betreiben.

Neben Mieterstrom-Projekten sind wei­te­re loka­le Geschäftsmodelle durch Kooperationen mög­lich, wie z.B. die Direktlieferung des Stroms aus Photovoltaikanlagen an kom­mu­na­le Einrichtungen, inklu­si­ve Restlieferung mit Ökostrom aus dem Netz.

5. Bürger*innen treiben mit Kooperationen den Ausbau der erneuerbaren Energien vor Ort voran

Die Energiewende wird vor allem von den Bürger*innen vor Ort in den Kommunen getra­gen. Sie haben mit ihrem Engagement in Energiegenossenschaften viele neue Projekte und Anlagen mit erneu­er­ba­ren Energien auf den Weg gebracht. Damit es in Zukunft auch so wei­ter­ge­hen kann, sind Kooperationen mit ande­ren Genossenschaften, mit Kommunen und auch mit Dienstleistern ein hilf­rei­cher Weg. So kön­nen sie wei­ter neue Projekte mit hoher loka­ler Identifikation und Akzeptanz umset­zen und einen wich­ti­gen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgasemissionen leisten.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 08.09.2020

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