Nachhaltig bauen mit konsequenter Kreislaufwirtschaft

Zu nach­hal­ti­gen Gebäuden gehört die Betrachtung der ein­zel­nen Bauprodukte mit ihrem Aufwand zur Herstellung und der spä­te­ren Entsorgung. Sie sol­len auf Mensch und Umwelt mög­lichst posi­tiv wir­ken. Bei einer durch­gän­gi­gen Kreislaufwirtschaft der ver­wen­de­ten Materialien geht der Nachhaltigkeitsgedanke noch einen Schritt wei­ter. Hinter die­ser Idee, genannt Cradle-to-Cradle (C2C), steht die Möglichkeit alle Produkte so aus­zu­wäh­len und zu ver­ar­bei­ten, dass sie nach Gebrauch in die Einzelteile zer­legt und voll­stän­dig wie­der­ver­wen­det wer­den kön­nen. Rohstoffe gewin­nen damit zusätz­lich an Wert, wenn sie immer wie­der ein­ge­setzt wer­den kön­nen. Zusammengesetzte Produkte las­sen sich damit als Rohstofflager für die Zukunft betrachten.

  1. Wiederverwendung oder ‑ver­wer­tung statt Entsorgung
  2. Beschreibung und Kriterien für Cradle-to-Cradle
  3. Bedeutung von Cradle-to-Cradle bei Gebäuden
  4. Konsequente Kreislaufwirtschaft bei Photovoltaik-Modulen
  5. Fazit: Chancen für Cradle-to-Cradle

1. Wiederverwendung oder ‑verwertung statt Entsorgung

Die Baubranche hat einen enor­men Rohstoffbedarf: unter ande­rem jähr­lich 517 Millionen Tonnen mine­ra­li­sche Rohstoffe, 5,5 Millionen Tonnen Baustahl und 26,6 Millionen Tonnen Zement.

Bisher ist es üblich, die Materialien pas­send für die Nutzungsphase zu ver­ar­bei­ten. Dabei steht die Nutzung im Fokus, die Zeit danach wird nicht betrach­tet. Rohstoffe wer­den abge­baut, ver­ar­bei­tet und nach der Nutzung auf einer Deponie ent­sorgt. Im bes­ten Falle wird ein Teil der Materialien für eine Wiederverwendung auf­be­rei­tet. Der Bericht zum Aufkommen und zum Verbleib mine­ra­li­scher Bauabfälle im Jahr 2016 zeigt, dass von den 214,6 Millionen Tonnen mine­ra­li­scher Bauabfälle bereits knapp 90 Prozent ver­wer­tet wor­den sind. Verwertung bedeu­tet in die­sem Fall jedoch eine Verarbeitung in ein Produkt mit gerin­ge­rer Qualität. So wer­den mine­ra­li­sche Bauabfälle häu­fig im Straßenbau verwertet.

Eine voll­stän­di­ge Kreislaufwirtschaft hin­ge­gen nimmt die Stoffkreisläufe der Natur zum Vorbild. Sie hat das Ziel, Stoffe ohne Abfälle und ohne Emissionen mög­lichst lange wie­der­zu­ver­wen­den. Dadurch redu­ziert sich der Bedarf, neue Rohstoffe der Natur zu entnehmen.

2. Beschreibung und Kriterien für Cradle-to-Cradle

Die kon­se­quen­te Weiterentwicklung der Kreislaufwirtschaft ist das Design-Prinzip “Cradle-to-Cradle”, zu deutsch “von der Wiege zur Wiege”. Die Wiederverwendung der ein­zel­nen Stoffe wird von Anfang an bei der Entwicklung der Produkte ein­ge­plant. Es han­delt sich um einen inno­va­ti­ven Prozess, der es ermög­licht, Produkte nach Gebrauch voll­stän­dig in die ein­zel­nen Bestandteile zu zer­le­gen. Diese las­sen sich dann tech­nisch für die glei­chen Produkte wie­der­ver­wen­den oder dem bio­lo­gi­schen Kreislauf zufüh­ren. Es fal­len keine Abfälle mehr an, denn alles wird wie­der verwendet.

Damit unter­schei­det sich die­ses Prinzip deut­lich vom bis­her übli­chen Verfahren, mit dem Weg der ein­zel­nen Stoffe von der Wiege zur Bahre. Denn bei die­sem Weg bedeu­tet Verwertung bis­lang in der Regel eine wei­te­re Nutzung in ande­ren Produkten mit gerin­ge­rer Qualität. Eine gleich­wer­ti­ge Wiederverwendung ist noch die Ausnahme.

Das Prinzip hin­ter “Cradle to Cradle” ermög­licht Herstellern den gesam­ten Lebenszyklus von Produkten zu den­ken. Hinzu kom­men wei­te­re Kriterien, wie die Vermeidung von Risiken für Mensch und Umwelt, die Verwendung von erneu­er­ba­ren Energien, der Schutz und Erhalt der Wasserqualität, sowie höchst­mög­li­che Standards in der sozia­len Verantwortung.

3. Bedeutung von Cradle-to-Cradle bei Gebäuden

Bislang ist es noch unüb­lich ein Gebäude so zu pla­nen, dass es mög­lich ist, die Bauteile wie­der in die ein­zel­nen Bestandteile zu zer­le­gen. Dabei gibt es durch­aus Vorteile für diese Art der Planung. So sind bei­spiels­wei­se die Rohstoffe für künf­ti­ge Änderungen am Gebäude bereits vor­han­den. Das Gebäude fun­giert somit als eine Art Rohstofflager für Änderungen und für die Nutzung durch künf­ti­ge Generationen.

Wenn das Gebäude als eine Art Lager von Rohstoffen betrach­tet wird, erge­ben sich neue Möglichkeiten in der Betrachtung von Produkten. Hersteller kön­nen ihre zer­ti­fi­zier­ten Produkte für den Nutzungszeitraum ver­mie­ten, um nach der Nutzungszeit neue Produkte dar­aus her­zu­stel­len. Damit gewinnt die Langlebigkeit der ein­ge­setz­ten Rohstoffe an Bedeutung. Je län­ger sie wie­der­ver­wen­det wer­den kön­nen, desto mehr stei­gert sich ihr Wert. Auf der ande­ren Seite erhal­ten die Kunden eine garan­tier­te Leistung der Produkte für einen bestimm­ten Zeitraum.

Darüber hin­aus sind Produkte nach dem Prinzip “Cradle-to-Cradle” eine her­vor­ra­gen­de Grundlage für ein gesun­des und nach­hal­ti­ges Gebäude. Durch die Zertifizierung nach den genann­ten Kriterien ist die Grundlage zur Nachhaltigkeit bereits vor­han­den. Somit ermög­li­chen sie den Bau von nach­hal­ti­gen Gebäuden.

4. Konsequente Kreislaufwirtschaft bei Photovoltaik-Modulen

Photovoltaikmodule las­sen sich bereits heute nach Gebrauch in die ein­zel­nen Bestandteile zer­le­gen. Die Materialien kön­nen dann über­wie­gend in der Produktion von neuen Modulen wie­der ver­wen­det werden.

Damit sind Photovoltaikmodule gut geeig­net für das Cradle-to-Cradle (C2C) Prinzip. Auf dem Markt gibt es bereits ent­spre­chend zer­ti­fi­zier­te Module. Entscheidend ist, dass nach den oben genann­ten Kriterien nur Rohstoffe zum Einsatz kom­men, die wie­der ver­wend­bar sind und keine Risiken für Mensch und Umwelt dar­stel­len. Daher müs­sen die Module voll­stän­dig in Einzelteile zer­legt wer­den kön­nen und dür­fen keine gif­ti­gen Substanzen beinhalten.

Als Konsequenz könn­ten Hersteller nicht die Module ver­kau­fen, son­dern die Möglichkeit zur Erzeugung von Gleichstrom aus der Sonneneinstrahlung: Dies wäre eine Dienstleistung an der Stelle eines Produktes. Der Hersteller der Module hat damit ein höhe­res Interesse an lang­le­bi­gen Produkten.

Bei die­ser Denkweise haben die ein­ge­setz­ten Materialien einen höhe­ren Wert, da sie nicht nur in einem Produkt zum Einsatz kom­men. Sie kön­nen in Zukunft auch in neuen Produkten gleich­wer­tig ein­ge­setzt wer­den. Daher spricht man auch von einer Lagerung in dem ver­ar­bei­te­ten Produkt für eine spä­te­re Verwendung.

Photovoltaik Mieterstrom-Projekte kön­nen damit einen wich­ti­gen Bestandteil von nach­hal­ti­gen Gebäuden bilden.

5. Fazit: Chancen für Cradle-to-Cradle

Das Prinzip von Cradle to Cradle ist die kon­se­quen­te Weiterführung der Idee von nach­hal­ti­gen Produkten in einer Kreislaufwirtschaft. Dabei dür­fen keine Abfälle ent­ste­hen, alle Stoffe gelan­gen nach der Nutzung wie­der in den tech­ni­schen oder bio­lo­gi­schen Kreislauf. Für Hersteller, ins­be­son­de­re von roh­stoff­in­ten­si­ven Produkten, ist die Entwicklung von Cradle-to-Cradle zer­ti­fi­zier­ten Produkten eine Chance, sich im Markt zu dif­fe­ren­zie­ren und die Kosten auf meh­re­re Generationen von Produkten zu ver­tei­len. Denn die Rohstoffe sind in den ver­ar­bei­te­ten Produkten für spä­te­re Verwendungen gela­gert. Diese Produkte eig­nen sich zudem her­vor­ra­gend als Grundlage für nach­hal­ti­ge Gebäude.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 10.03.2020

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