Mieterstrom im energetischen Quartierskonzept

Die Betrachtung von Gebäuden in einem Quartier ermög­licht neue Energiekonzepte, die über die Möglichkeiten ein­zel­ner Gebäude hin­aus­ge­hen. Mehrere Gebäude kön­nen effi­zi­en­ter ener­ge­tisch betrach­tet und ver­sorgt wer­den. Zusätzlich ist ein ener­ge­ti­sches Quartierskonzept ein Beitrag zur Aufwertung des gesam­ten Quartiers. Die Ausgestaltung eines Quartierskonzeptes ist auf vie­len unter­schied­li­chen Wegen mög­lich. Eine wesent­li­che Rolle kann die loka­le Stromerzeugung mit erneu­er­ba­ren Energien spielen.

  1. Bedeutung des Quartiers in der Sanierung
  2. Wie sieht ein ener­ge­ti­sches Quartierskonzept aus?
  3. Klimagerechte Wärmeversorgung im Quartier
  4. Mobilitätsangebote für die Nachbarschaft
  5. Stromversorgung mit erneu­er­ba­ren Energien im Quartier

1. Bedeutung des Quartiers in der Sanierung

Üblich ist es, dass Architekt*innen in der Gebäudesanierung nur indi­vi­du­el­le Gebäude betrach­ten. Sie ver­bes­sern die Energie- und Klimabilanz von ein­zel­nen Gebäuden durch Wärmedämmung, neue Fenster und neue Heizungsanlagen. Dabei kön­nen sie nur ein­zel­ne Gebäude opti­mie­ren und gelan­gen häu­fig an die Grenzen der Optimierung, sei es aus Gründen der Wirtschaftlichkeit oder des Denkmalschutzes. Wirkungsvoller kann es daher sein, die Energiebilanz eines Ensembles von meh­re­ren Gebäuden zu betrach­ten und zu optimieren.

Wir müs­sen auch beach­ten, dass Gebäude im städ­ti­schen Umfeld nicht für sich allei­ne ste­hen. Sie wir­ken immer in Beziehung zuein­an­der und zu ihrer Umgebung. Dabei gehen die Aspekte des Quartiers über die ener­ge­ti­sche und wirt­schaft­li­che Betrachtung hin­aus. Hinzu kom­men sozia­le und kul­tu­rel­le Aspekte, die für Bewohner*innen und Eigentümer*innen eine große Rolle spielen.

Das Quartier ist in der Diskussion um die Energiezukunft nicht ein­heit­lich defi­niert. Es setzt sich aus meh­re­ren flä­chen­mä­ßig zusam­men­hän­gen­den Gebäuden, ein­schließ­lich der öffent­li­chen Infrastruktur, zusam­men. Es ist klei­ner als ein gan­zer Stadtteil und ent­spricht eher einer Nachbarschaft. Diese Definition stammt aus dem Merkblatt der KfW für die ener­ge­ti­sche Stadtsanierung.

2. Wie sieht ein energetisches Quartierskonzept aus?

Von einem ener­ge­ti­schen Quartierskonzept spre­chen wir, wenn effi­zi­en­te, dezen­tra­le Energieversorgung, ener­ge­ti­sche Sanierung und der Ausbau erneu­er­ba­rer Energien in einer Nachbarschaft zusam­men gedacht und rea­li­siert wer­den. Dieser Ansatz senkt den Energie- und Ressourcenbedarf in neuen und in bestehen­den Quartieren effek­ti­ver, als durch Einzellösungen. Zusätzlich kann die gemein­sa­me Betrachtung die Lebensqualität der Bewohner in der Nachbarschaft erhöhen.

Praktisch gese­hen kann dies eine gemein­sam genutz­te und ver­netz­te Energieinfrastruktur bedeu­ten. Die Gebäude erhal­ten damit eine gemein­sa­me Strom- und Wärmeversorgung. Eine intel­li­gen­te Vernetzung der Gebäude und Anlagen zur Energieerzeugung, Stichwort Smart City, sorgt für eine Optimierung von Erzeugung und Verbrauch.

Solch ein inte­grier­tes ener­ge­ti­sches Quartierskonzept macht die Nachbarschaft nach­hal­ti­ger. Deshalb wer­den Planung und Umsetzung von Quartierskonzepten vom Staat über diver­se KfW-Programme gefördert.

3. Klimagerechte Wärmeversorgung im Quartier

Vor allem in der Wärmeversorgung bie­tet sich eine gemein­schaft­li­che Nutzung in der Nachbarschaft an. Diese lässt sich zum Beispiel in einem mit erneu­er­ba­ren Rohstoffen betrie­be­nen Blockheizkraftwerk (BHKW) oder mit­tels Solarthermie rea­li­sie­ren. Die ein­zel­nen Gebäude des Quartiers wer­den in einem Nahwärmenetz ver­bun­den, um alle Wohnungen effi­zi­ent mit Wärme ver­sor­gen zu kön­nen. Im Quartier bie­tet sich auch ein Wärmemetz mit gerin­ger Temperatur (“Kalte Nahwärme”) in Verbindung mit dezen­tra­len Wärmepumpen an.

4. Mobilitätsangebote für die Nachbarschaft

Zu einem Quartierskonzept gehört mehr als nur eine Bereitstellung von Parkplätzen für die Bewohner. Wohnungsunternehmen bie­ten ihren Mieter*innen mitt­ler­wei­le auch Carsharing-Lösungen an, sowie Ladepunkte für Elektroautos und Pedelecs. Diese kön­nen alle Bewohner im Quartier — idea­ler­wei­se mit selbst erzeug­ten Strom gemein­schaft­lich — nut­zen. Im Quartier sind sol­che kli­ma­be­wuss­ten Angebote ein­fa­cher und wirt­schaft­li­cher umzu­set­zen als für ein­zel­ne Gebäude.

5. Stromversorgung mit erneuerbaren Energien im Quartier

Neben BHKW bie­ten sich natür­lich Photovoltaikanlagen an, um vor Ort erneu­er­ba­ren Strom für die Nachbarschaft zu erzeu­gen. Passend wäre eigent­lich das Mieterstrommodell. Allerdings hat der Gesetzgeber den Mieterstrom-Begriff nicht weit genug gefasst: Den Mieterstrom-Zuschlag gibt es nur für Strom, der auf oder an einem Wohnhaus pro­du­ziert und auch dort ver­braucht wird. Eine Belieferung der umlie­gen­den Wohnhäuser ist in der Mieterstrom-Förderung nicht vorgesehen.

Aufgrund von ver­schie­dens­ten Faktoren, wie Verschattung oder Denkmalschutz, kann jedoch nicht auf jedem Haus eine eige­ne PV-Anlage instal­liert wer­den. Dadurch kön­nen man­che Mieter im Quartier nicht von den Vorteilen des Mieterstroms pro­fi­tie­ren. Hier besteht Handlungsbedarf: Der Gesetzgeber muss den Spielraum für Mieterstrom auf umlie­gen­de Gebäude erwei­tern, um wirk­lich nach­hal­ti­ge Wohnquartiere zu ermöglichen.

Ohne die regu­la­to­ri­schen Hindernissen könn­ten Quartiere den Strom aus Photovoltaikanlagen in allen dazu­ge­hö­ren­den Gebäuden nut­zen. Für eine unab­hän­gi­ge­re Stromversorgung ist es mög­lich die PV-Anlage durch ein BHKW zu ergän­zen. Dieses über­nimmt auch die Wärmeversorgung in den Gebäuden.

Zusätzlich bie­tet es sich an, ver­blei­ben­den Strom für die Versorgung mit Wärme und Mobilität im Quartier ein­zu­set­zen. In der Wärmeversorgung kön­nen bei­spiels­wei­se Wärmepumpen mit Strom aus der PV-Anlage arbei­ten. Alternativ ist es mög­lich den Solarstrom als Wasserstoff zu spei­chern. Dieser kann für eine spä­te­re Nutzung in Brennstoffzellen für Wärme und Strom im Winter zum Einsatz kommen.

6. Energie im Quartier gemeinsam nutzen

Zusammenfassend betrach­tet kann ein ener­ge­ti­sches Quartierskonzept die Energieeffizienz von Gebäuden erhö­hen, häu­fig über das Maß des ein­zel­nen Gebäudes hin­aus. Im Quartier sind Synergieeffekte mög­lich, sowohl für die Energieeffizienz als auch bei der Erzeugung von Strom und Wärme mit erneu­er­ba­ren Energien. Ein ener­ge­ti­sches Quartierskonzept bie­tet somit die Chance die Energiebilanz im Quartier, im Vergleich zur indi­vi­du­el­len Betrachtung von Gebäuden, deut­lich verbessern.

Nicht zuletzt hat ein ener­ge­ti­sches Quartierskonzept auch sozia­le Aspekte. Es wer­tet das Quartier als Ganzes auf, ermög­licht gerin­ge­re Kosten für Strom und Wärme und schützt vor einem Anstieg der Energiekosten. Das Quartier wird somit attrak­ti­ver für die Bewohner*innen.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 10.12.2019

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