Hocheffizienter Passivhaus-Standard

im Mehrfamilienhaus mit Mieterstrom

Hocheffiziente Wohngebäude, wie das Passivhaus, bie­ten sich an für die Versorgung mit erneu­er­ba­ren Energien. Der Wärme- und Strombedarf ist so gering, dass der Strom aus einer Photovoltaikanlage einen rela­tiv hohen Anteil decken kann. Daher ist die loka­le Nutzung des Stroms als Mieterstrom in einem Mehrfamilien-Passivhaus beson­ders sinn­voll. Mit einem neuen Bewertungssystem und Passivhaus-Klassen kön­nen Planer die erneu­er­ba­re Energieerzeugung kor­rekt abbil­den. Mieter*innen freu­en sich dabei über einen gerin­gen Verbrauch und kli­ma­freund­li­che Energie vom Dach.

Wir stel­len das Bewertungssystem und die Passivhaus-Klassen mit erneu­er­ba­ren Energien vor.

  1. Was macht ein Passivhaus aus?
  2. Planung mit dem Passivhausprojektierungspaket PHPP
  3. Passivhaus Plus und Passivhaus Premium – die Ergänzung mit Photovoltaikanlage
  4. Passivhaus geht auch als MFH mit sola­rem Mieterstrom

1. Was macht ein Passivhaus aus?

Das Passivhaus steht für eine sehr hohe Energieeffizienz mit einer lücken­lo­sen Wärmedämmung über alle Bauteile. Hinzu kommt eine weit­ge­hend wär­me­brü­cken­freie und luft­dich­te Gebäudehülle. Auf die­sem Weg bleibt die Wärme weit­ge­hend im Haus. Der ver­blei­ben­de Heizwärmebedarf darf nicht mehr als 15 kWh/m²a betragen.

Die Bauweise eines Passivhauses sorgt also dafür, dass kaum noch Wärme ver­lo­ren geht. Entsprechend erfolgt ein Teil der Wärmezufuhr bereits über anwe­sen­de Personen und die Abwärme von (Haus-)Geräten. Zusätzlich reicht eine ver­gleichs­wei­se klei­ne Heizung zur Beheizung des Gebäudes. So kann etwa die Nachheizung der Zuluft in der mecha­ni­schen Wohnungslüftung bereits für aus­rei­chend Wärme im Haus sor­gen. Dadurch eröff­nen sich neue Möglichkeiten für ein kos­ten­güns­ti­ge­res Heizungssystem.

So lässt sich ein Passivhaus mit nur gerin­gen Mehrkosten bauen, im Vergleich zu einem her­kömm­li­chen Neubau. Wichtig ist, dass die Planer von Anfang an die Grundsätze eines Passivhauses berück­sich­ti­gen, um keine teu­ren Änderungen zu ver­ur­sa­chen. Das Passivhaus-Institut bie­tet mit Planungshilfen und zer­ti­fi­zier­ten Komponenten in die­ser Phase Unterstützung an.

Für die Bewohner*innen kommt beim Passivhaus noch ein wich­ti­ges Argument hinzu. Es zeich­net sich auch durch eine ange­neh­me Behaglichkeit und hohen Komfort aus. Hohe inne­re Oberflächentemperaturen von Außenwand und Fenster sor­gen für eine gerin­ge Differenz zur Raumlufttemperatur und ver­mei­den unan­ge­neh­me Zugluft. Darüber hin­aus sorgt die mecha­ni­sche Wohnungslüftung für eine ange­neh­me fri­sche Luft in den Wohnräumen, ohne dass die Mieter*innen sich aktiv darum küm­mern müssen.

2. Planung mit dem Passivhausprojektierungspaket PHPP

Für die unkom­pli­zier­te Planung eines Passivhauses gibt es hilf­rei­che Werkzeuge. So kön­nen Architekten und Planer mit dem Passivhausprojektierungspaket (PHPP) ver­schie­de­ne Varianten und ihre Wirtschaftlichkeit ver­glei­chen. Das excel­ba­sier­te Werkzeug für Energiebilanzierung und Planung ermög­licht gleich­zei­tig die Erstellung eines Energieausweises nach EnEV oder künf­tig GEG. Zusätzlich kön­nen Planer*innen mit dem Tool auch einen Nachweis für die Förderung im Standard KfW Effizienzhaus 55, 40 oder 40 plus erstellen.

In diver­sen Forschungsprojekten konn­te eine hohe Übereinstimmung des mit dem PHPP ermit­tel­ten Wärmebedarfs und dem tat­säch­li­chen Verbrauch fest­ge­stellt werden.

3. Passivhaus Plus und Passivhaus Premium – die Ergänzung mit Photovoltaikanlage

Ein Mehrfamilienhaus, das nur noch einen gerin­gen Energiebedarf hat, eig­net sich her­vor­ra­gend für die Versorgung mit erneu­er­ba­ren Energien. Somit ist eine Photovoltaikanlage eine idea­le Ergänzung eines hoch­ef­fi­zi­en­ten Passivhauses.

Um den Nutzen einer loka­len Energieerzeugung mit erneu­er­ba­ren Energien abbil­den zu kön­nen, gibt es neben dem Standard Passivhaus auch wei­te­re Varianten. Den erneu­er­ba­ren Primärenergiebedarf bil­det das Passivhaus-Institut mit dem neu ein­ge­führ­ten PER-Faktor ab. Dieser Wert ist rele­vant für die neuen Passivhaus-Klassen mit erneu­er­ba­rer Energieerzeugung und bil­det die Grundlage für eine kor­rek­te Bewertung der Energieerzeugung am Gebäude. Zusätzlich zum erneu­er­ba­ren Primärenergiebedarf gel­ten bei den neuen Klassen geson­der­te Anforderungen an die erneu­er­ba­re Energieerzeugung.

Erneuerbarer Primärenergiebedarf PER Erzeugung mit erneu­er­ba­ren Energien
Passivhaus Classic 60 kWh/m²a -
Passivhaus Plus 45 kWh/m²a 60 kWh/m²a
Passivhaus Premium 30 kWh/m²a 120 kWh/m²a

Das Passivhaus Classic ist der nor­ma­le Passivhaus-Standard. Beim Passivhaus-Plus gibt es eine aus­ge­gli­che­ne Energiebilanz über das Jahr gerech­net, mit Energiebedarf und ‑erzeu­gung. Die Königsdisziplin bil­det dann das Passivhaus Premium, das deut­lich mehr Energie erzeugt, als es benö­tigt. Das Bewertungssystem mit einem erneu­er­ba­rem Primärenergiebedarf erlaubt jedoch keine direk­te Anrechnung von im Sommer erzeug­tem Solarstrom mit der im Winter benö­tig­ter Heizenergie.

Die Erzeugung erneu­er­ba­rer Energien bezieht sich auf die über­bau­te Fläche des Gebäudes. Dies unter­schei­det sich von ande­ren Anforderungen, die sich auf die Gebäudenutzfläche bezie­hen. Damit wer­den Mehrfamilienhäuser und ein­ge­schos­si­ge Gebäude gleich behan­delt, denn die Sonne scheint nur ein­mal auf die über­bau­te Fläche.

Reicht die erneu­er­ba­re Energieerzeugung nicht aus, ist es zuläs­sig den Unterschied durch einen gerin­ge­ren Heizenergiebedarf zu erset­zen. Umgekehrt ist es aber auch zuläs­sig, einen höhe­ren Heizenergiebedarf durch eine höhe­re Erzeugung zu kom­pen­sie­ren. So ist es mög­lich durch mehr Flächen für die Stromerzeugung mit einer Photovoltaikanlage, z.B. auf der Fassade, eine even­tu­ell schwie­ri­ge Umsetzung des Passivhaus-Standards zu kompensieren.

Dieses Modell des Passivhaus-Institutes bezieht auch Speicher ein und bewer­tet sie als Sekundärenergie mit ihrem spe­zi­fi­schen Verlust. Damit ist eine direk­te Nutzung, z. B. in Form von Mieterstrom in den Haushalten, von Vorteil. Der Verlust durch Speicher ist abhän­gig von der Nutzung, wie für den Haushaltsstrom oder für die Heizung.

4. Passivhaus geht auch als MFH mit solarem Mieterstrom

Ein Passivhaus zeich­net sich durch einen gerin­gen Wärme- und Strombedarf aus. Dies macht die Nutzung der erneu­er­ba­re Energien zu einem höhe­ren Anteil im Gebäude mög­lich. Im Passivhaus ist jedoch keine Bilanzierung des sola­ren Ertrags über das Jahr zulässig.

Die loka­le und mög­lichst zeit­glei­che Nutzung der erneu­er­ba­ren Energien ist im Sinne der neuen Passivhaus-Klassen Passivhaus-Plus und Passivhaus-Premium. Bei PV-Anlagen auf einem Mehrfamilien-Passivhaus bie­tet sich daher das Mieterstrom-Modell an.

Dieses Baukonzept mit sei­nem sehr gerin­gen Energiebedarf und des­sen vor­nehm­li­che Deckung durch den Einsatz erneu­er­ba­rer Energien ist ein kli­ma­freund­li­ches Zukunftsmodell, gera­de wenn es um den Neubau von Mehrfamilienhäusern geht.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 25.11.2019

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