Moderne Quartiersplanung

mit Erneuerbaren Energien

Die Planung von neuen Wohngebäuden und von Sanierungen steht heute in einem Spannungsfeld zwi­schen Baukostenreduzierung und Einsparung von Treibhausgasemissionen. Wirtschaftlichkeit und Klimaschutz müs­sen aber nicht im Widerspruch zuein­an­der ste­hen. Es ist nur wich­tig, dass Planer und Projektentwickler beide Themen im Blick haben. Was dabei zu beach­ten ist und wie das aus­se­hen kann, zeigt der Projektbericht “Zukunftsfähiger Wohnungsbau im Quartier”.

Dieser Bericht wurde Anfang 2019 von Dr. Burkard Schulze-Darup her­aus­ge­ge­ben, mit Unterstützung der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) und in Zusammenarbeit mit eini­gen Verbänden und Wohnungsunternehmen. Er dis­ku­tiert ver­schie­de­ne Technologien und Mittel, um das Ziel eines kli­ma­neu­tra­len Gebäudebestandes bis 2050 zu erreichen.

In die­sem Beitrag wer­fen wir einen Blick auf moder­ne Quartiersplanung mit erneu­er­ba­ren Energien. Ein beson­de­rer Fokus liegt auf dem Beitrag, den solarer Mieterstrom hier leis­ten kann. Dabei grei­fen wir auch Auszüge aus dem Projektbericht auf.

  1. Betrachtung von Quartieren im Vergleich zu indi­vi­du­el­len Gebäuden
  2. Klimaschutz in der Quartiersplanung mit erneu­er­ba­ren Energien
  3. Bedeutung einer Energieversorgung mit erneu­er­ba­ren Energien
  4. Mieterstrom braucht ein­fa­che und rechts­si­che­re Vorgaben
  5. Mobilitätskonzepte in der Quartiersplanung
  6. Ausblick auf das Gebäudeenergiegesetz und die wei­te­re Förderung

Betrachtung von Quartieren im Vergleich zu individuellen Gebäuden

Eine archi­tek­to­ni­sche und tech­ni­sche Planung bezieht sich in der Regel auf ein­zel­ne Gebäude. Diese ste­hen jedoch immer im Kontext des Städtebaus. Daher galt es in dem Projekt die Wechselwirkungen zwi­schen der Objektplanung und den stadt­pla­ne­ri­schen Chancen von Quartieren zu untersuchen.

Einzelne Gebäude kön­nen ein Quartier oder ein Stadtteil auf­wer­ten, wenn sie den Wohnwert für die Bewohner erhö­hen. Damit ver­bes­sert sich deren Identifikation und Zufriedenheit mit dem Umfeld. Auf der ande­ren Seite ist die städ­te­bau­li­che Planung die Grundlage einer stim­mi­gen Objektplanung. Daher lag der Fokus in die­sem Forschungsprojekt auf dem Quartier, anstel­le indi­vi­du­el­ler Objekte.

Klimaschutz in der Quartiersplanung mit erneuerbaren Energien

In ener­ge­ti­scher Hinsicht betrach­tet die Effizienz der Gebäudehülle immer nur das ein­zel­ne Objekt. Im Gegensatz dazu, kann sich die Planung der Energieversorgung und der Mobilität auf ganze Quartiere und Stadtteile erstre­cken. Somit spielt der Klimaschutz bei der Quartiersplanung eine wesent­li­che Rolle. Daraus resul­tie­ren wie­der­um neue Anforderungen an die Versorgung des Quartiers.

Das Forschungsvorhaben kommt zu dem Ergebnis, dass erneu­er­ba­re Energien, mit PV und Wind, der wesent­li­che Energieträger der Zukunft sein wer­den. Dadurch kann in der Planung die gesam­te Versorgung mit Heizen, Warmwasser, Haushaltsstrom und Mobilität ein­be­zo­gen wer­den. Auf diese Weise wer­den Gebäude und Quartiere künf­tig zu Energielieferanten. Sie tra­gen damit auch eine Mitverantwortung für die Stabilität des Stromnetzes, z.B. bei wenig Wind und gerin­ger Sonneneinstrahlung.

Bei der Wärmeversorgung stellt sich die Frage, inwie­weit sie in Quartieren künf­tig strom­ba­siert oder auf kom­ple­xen Wärmenetzen beru­hen wird. Durch den deut­lich gerin­ge­ren Energiebedarf neuer Gebäude kann ein­fa­che­re, kos­ten­güns­ti­ge­re und klein­tei­li­ge­re Technik ein­ge­setzt werden.

Bedeutung einer Energieversorgung mit erneuerbaren Energien

Ein Übergang zu einer Versorgung durch erneu­er­ba­re Energien ermög­licht es, neue Systeme in der Wärmeversorgung zu ent­wi­ckeln. Der Forschungsbericht sieht hier inno­va­ti­ve Unternehmen und Startups bereits in den Startlöchern. Es sind jedoch wei­te­re Reduktionen der Investitionskosten not­wen­dig. Nur so kann ein signi­fi­kan­ter Beitrag zu nied­ri­ge­ren Wohn- und Baukosten geleis­tet werden.

Hocheffiziente Gebäude benö­ti­gen weni­ger Energie, was strom­ba­sier­te Heizsysteme begüns­tigt. Daher emp­fiehlt der Projektbericht die Entwicklung kos­ten­op­ti­mier­ter Wärmepumpenlösungen, die auch woh­nungs­wei­se oder kas­ka­den­ar­tig ein­setz­bar sind.

Durch den gerin­gen Heizenergiebedarf wer­den Warmwasserbereitung und Haushaltsstrom künf­tig an Bedeutung zuneh­men. Im Quartier sieht der Bericht vor allem die Photovoltaik als pri­mä­re Energiequelle. Damit diese wirt­schaft­lich betrie­ben wer­den kann, nennt der Bericht wich­ti­ge Faktoren. Dazu gehö­ren ein hoher Ertrag der PV-Anlage, eine hohe Eigennutzung und eine hohe Netzverträglichkeit. Dies bedeu­tet, dass der Strombedarf aus dem Netz gering ist, wenn kein Wind weht und keine Sonne scheint.

Mieterstrom braucht einfache und rechtssichere Vorgaben

Der Projektbericht sieht das Gesetz zur Förderung von Mieterstrom nicht als eine deut­li­che Hilfestellung für die Integration erneu­er­ba­rer Energien. Weder im Bereich des Geschosswohnungsbaus, noch auf Quartiersebene. Dafür spricht die gerin­ge Anzahl der bis­lang umge­setz­ten Projekte. Von Seiten der Wohnungsunternehmen kommt die Kritik, das Gesetz sei kon­tra­pro­duk­tiv. Sie sehen noch hohe Hemmnisse in der Umsetzung von Mieterstrom-Projekten.

Vielmehr sind klare, ein­fa­che und rechts­si­che­re Vorgaben not­wen­dig. Diese kön­nen kon­struk­ti­ve Impulse für kon­kre­te Projekte geben und quar­tiers­be­zo­ge­ne, wirt­schaft­li­che Lösungen ermöglichen.

Daher emp­feh­len die Autoren des Projektberichtes eine grund­le­gen­de Überarbeitung des Mieterstrom-Gesetzes. So soll­ten auch, ana­log zu den Wärmenetzen 4.0, ein­fa­che und rechts­si­che­re Rahmenbedingungen geschaf­fen wer­den. Auch Förderungen für die Umsetzung in Quartieren müs­sen unter­stützt wer­den. Darüber hin­aus for­dern sie auch pra­xis­na­he und ein­fach anwend­ba­re Musterlösungen für Mieterstrommodelle. Dies könn­te z. B. als Bundeswettbewerb rea­li­siert werden.

Mobilitätskonzepte in der Quartiersplanung

Die Mobilitätsplanung ist zen­tra­ler Bestandteil einer zukunfts­fä­hi­gen Quartiers- und Gebäudeentwicklung. Dies bedeu­tet auch, dass inte­grier­te, dezen­tra­le Versorgungskonzepte für neue Antriebsarten not­wen­dig sind, wie z.B. Ladesäulen für Elektrofahrzeuge. Hierfür sind jedoch noch geeig­ne­te Anpassungen der gesetz­li­chen Regelungen erforderlich.

Zu einer zukunfts­fä­hi­gen Mobilitätsplanung gehö­ren auch neue Mobilitätskonzepte. So zum Beispiel Carsharing im Quartier oder eine neue Aufteilung des öffent­li­chen Verkehrsraumes zuguns­ten von Fußgängern, Fahrradfahrer oder öffent­li­chen Verkehrsmitteln.

Ausblick auf das Gebäudeenergiegesetz und die weitere Förderung

Der Projektbericht betrach­tet das geplan­te Gebäudeenergiegesetz (GEG) als einen sinn­vol­len Ansatz. Dieses ver­bin­det EnEG, EEWärmeG und EnEV zu einem Gesetz. Dennoch sind wei­te­re, deut­li­che Vereinfachungen not­wen­dig, ins­be­son­de­re für das Rechenverfahren. Nur so wird es bei Planern und Entscheidern auf mehr Verständnis treffen.

Der Bericht sieht auch die Notwendigkeit neuer Anforderungen für die Gebäudetechnik, auf­grund der künf­ti­gen Versorgung mit erneu­er­ba­ren Energien.

Im Sinne des Klimaschutzes for­dert der Bericht einen neuen, zukunfts­fä­hi­gen Effizienzstandard. Dieser muss ab 2021 eine wirt­schaft­li­che Form heu­ti­ger Best-Practice-Techniken, wie den Passivhaus- oder KfW Effizienzhaus 40-Standard, abbil­den. Eine zeit­li­che Verschiebung der am Markt ver­füg­ba­ren Effizienztechnologien — als Anforderung an den Neubau — führe aber zu einer ver­pass­ten Gelegenheit. Diese kann hohe betriebs- und volks­wirt­schaft­li­che Folgekosten nach sich zie­hen. Darüber hin­aus kön­nen — auf­grund ver­pass­ter Klimaziele — auch Strafzahlungen an die EU hinzukommen.

Um den Übergang zu unter­stüt­zen, bzw. sozia­le und wirt­schaft­li­che Härten zu ver­mei­den, ist wei­ter­hin die KfW-Förderung not­wen­dig. Darüber hin­aus emp­fiehlt der Bericht eine kom­ple­men­tä­re woh­nungs­wirt­schaft­li­che Förderung ein­zu­rich­ten. Diese ist nötig, um die Besonderheiten unter­schied­li­cher Regionen und Metropolen abbil­den zu können.

Für den Gebäudebestand soll­te die lange dis­ku­tier­te steu­er­li­che Förderung von Sanierungen umge­setzt wer­den. Des wei­te­ren ist ein lang­fris­ti­ges Förderkonzept erfor­der­lich, um die geplan­te Klimaneutralität im Gebäudebestand zu erreichen.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 27.08.2019

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