Mieterstrom

in Verbindung mit smar­ter Elektromobilität im Quartier

Solarstrom vom Dach eines Mehrfamilienhauses macht nicht nur die Belieferung der Mieter*innen mit Strom mög­lich. Er lässt sich auch für den Strom der Haustechnik, wie Beleuchtung und Heizungstechnik nut­zen. Eine wei­te­re Möglichkeit zur loka­len Nutzung des Stroms besteht in einer Ladeinfrastruktur für Elektrofahrzeuge.

Die opti­ma­le Integration der Ladeinfrastruktur und die Erprobung neuer Mobilitätslösungen mit ent­spre­chen­den Geschäftsmodellen waren das Ziel des Forschungsprojektes WINNER in Chemnitz. Dazu gehör­ten Carsharing-Angebote für exter­ne Dienstleister, Mieter*innen und exter­ne Nutzer*innen. Für alle Projektpartner war es ein Schritt, um neue Technologien und Geschäftsmodelle mit ihren Herausforderungen in der Praxis zu erpro­ben und Erfahrungen zu sammeln.

Wir stel­len das Projekt WINNER vor:

  1. Das Projekt WINNER in Chemnitz
  2. Neue Mobilitäts-Angebote für die Zukunft
  3. Mehr als güns­ti­ger und sau­be­rer Strom für Mieter*innen
  4. Neue Angebote von Wohnungsunternehmen für Mieter*innen
  5. Wie sind die Erfahrungen mit einem Neubau-Projekt?
  6. Fazit des Projektes

1. Das Projekt WINNER in Chemnitz

Im Chemnitzer Stadtteil Altendorf haben ver­schie­de­ne Akteure gemein­sam ein ener­gie­tech­ni­sches Vorzeigeprojekt auf­ge­baut. Dieses ver­knüpft nicht nur kli­ma­neu­tra­les Wohnen und Elektromobilität. Es soll dar­über hin­aus noch einen gemein­schaft­li­chen Mehrwert für die Bewohner*innen bieten.

Das Projekt “Wohnungswirtschaftlich inte­grier­te Netzneutrale Elektromobilität in Quartier und Region”, kurz WINNER, lief von Ende 2016 bis zum Ende des Jahres 2019.

Zur Umsetzung haben sich Akteure aus ver­schie­dens­ten Bereichen zusam­men geschlos­sen. Neben dem Konsortialführer Chemnitzer Siedlungsgemeinschaft eG (CSg) und dem Verband Sächsischer Wohnungsgenossenschaften e.V. (VSWG), arbei­te­ten die GEMAG Gebäudemanagement AG, die Friedrich-Schiller-Universität Jena, die HEOS Energy GmbH und die Mobility Center GmbH (mit dem Carsharing-Angebot “teilAuto”) zusam­men an der Realisierung.

Die Grundlage des Projektes bil­den die Photovoltaik-Anlagen auf den Gebäuden der Alfons-Pech-Straße 18–24. Die 29 Mietparteien kön­nen den Strom auf Wunsch als Mieterstrom für ihre Haushalte bezie­hen. Der Solarstrom wird dar­über hin­aus für den all­ge­mei­nen Hausstrom verwendet.

Zusätzlich ver­sorgt der Strom zwei öffent­lich zugäng­li­che Ladesäulen mit ins­ge­samt vier Ladepunkten. Die Ladepunkte haben jeweils eine Leistung von 22 kW und wer­den von der CSg im Ladesäulenverbund Grüne Säule betrie­ben. Dieser wurde im Projektverlauf gemein­sam mit dem Projektpartner HEOS ins Leben geru­fen. Zwei der vier Ladepunkte wer­den vom Carsharing-Dienst “teilAuto” genutzt. Dieser stellt auch die Elektroautos und die Buchungsplattform zur Verfügung.

2. Neue Mobilitäts-Angebote für die Zukunft

Die Partner in die­sem Projekt stel­len nicht nur die Ladesäulen auf und hof­fen auf eine Nutzung durch die Mieter*innen. Die Ladesäulen und Elektroautos sind in einem Mobilitätskonzept für exter­ne Dienstleister und Mieter*innen inte­griert. Überwiegend Dienstleister wie Pflegedienste und Handwerker nut­zen die Fahrzeuge tags­über unter der Woche. Mieter*innen und exter­ne Nutzer*innen kön­nen die Fahrzeuge ergän­zend über eine Webseite, eine App oder per Telefon buchen.

Die geteil­te Nutzung der Elektrofahrzeuge von Dienstleistern und Mieter*innen sorgt für eine opti­mier­te Auslastung. Die vier ange­bo­te­nen Fahrzeuge ste­hen meh­re­ren Nutzern zur Verfügung, somit wer­den im Idealfall weni­ger Fahrzeuge benö­tigt und die frei­ge­wor­de­nen Flächen könn­ten anders genutzt werden.

Für Pflegedienste, Handwerker und Mieter*innen ist das Carsharing-Angebot eine ein­fa­che Möglichkeit, die Elektromobilität zu tes­ten und per­sön­lich zu erle­ben. Sie kön­nen Fahrzeuge nut­zen, ohne selbst inves­tie­ren zu müssen.

3. Mehr als günstiger und sauberer Strom für Mieter*innen

Die Mieter*innen kön­nen in die­sem Projekt güns­ti­gen und sau­be­ren Strom bezie­hen. Sie haben damit die Möglichkeit, ihre Nebenkosten zu sen­ken und gleich­zei­tig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.

Das Carsharing-Angebot mit Elektrofahrzeugen bie­tet ihnen die Gelegenheit, eine neue Antriebstechnologie zu erle­ben. Im Optimalfall kön­nen sie dadurch auf ein eige­nes Auto ver­zich­ten. Das Projekt ver­mit­telt somit das Erlebnis eines neuen Autos, ohne das Auto kau­fen zu müssen.

4. Neue Angebote von Wohnungsunternehmen für Mieter*innen

Mieterstrom, Ladesäulen und Carsharing sind attrak­tiv für Mieter*innen und woh­nungs­wirt­schaft­li­che Dienstleister. Sie stei­gern den Wohnwert in den Gebäuden, ermög­li­chen im bes­ten Fall auch eine Verringerung von Stellplätzen bei einem gerin­ge­ren Bedarf an Fahrzeugen. Dadurch erge­ben sich neue Chancen und Geschäftsmodelle für Wohnungsunternehmen. Bei WINNER ging es daher auch um die Klärung von steu­er­li­chen und recht­li­chen Hindernissen bei sol­chen Angeboten.

Eine wei­te­re Aufgabe des Projektes ist es, die Potenziale eines Lastmanagements im Wohnungsbestand zu ermit­teln. Bei einer stei­gen­den Anzahl an Elektrofahrzeugen füh­ren viele gleich­zei­ti­ge Ladevorgänge zu einer erhöh­ten Belastung der Stromnetze.

5. Wie sind die Erfahrungen mit einem Neubau-Projekt?

Das Projekt WINNER ende­te zum 31.12.2019. Mit dem Beginn des Jahres 2020 begann unter dem Titel WINNER Reloaded das Nachfolgeprojekt, wel­ches wie­der­um vom Bundesministerium für Wirtschaft und Energie geför­dert wird. In die­sem ist geplant an einem wei­te­ren Standort in Chemnitz einen Neubau mit einer Photovoltaikanlage aus­zu­stat­ten. Die Mieter*innen erhal­ten wie­der das Angebot, den Mieterstrom der Solaranlage zu bezie­hen. Auch die Ladesäulen und das Carsharing-Angebot sind ein Bestandteil der Fortsetzung im Neubau-Projekt. Die Projektpartner wol­len dar­über hin­aus Erfahrungen sam­meln mit einem Lastmanagement im Wohnungsbestand.

6. Fazit des Projektes

Das Projekt zeigt die Verbindung loka­ler Stromerzeugung einer Photovoltaikanlage mit der Nutzung vor Ort für Haushalt und Elektrofahrzeuge. Hinzu kommt mit Carsharing ein neues Angebot für die Mobilität von Dienstleistern und Mieter*innen. Für Wohnungsunternehmen bie­tet sich damit die Chance neue Geschäftsmodelle zu ent­wi­ckeln. Sie kön­nen ihren Mieter*innen und Dienstleistern zusätz­lich kli­ma­freund­li­che Mobilität als Service anbie­ten und die Wohnungen damit attrak­ti­ver gestalten.

Für eine wei­te­re Verbreitung von Mieterstrom in Verbindung mit Elektromobilität und Carsharing sehen die Beteiligten des Projektes die Notwendigkeit von wei­te­ren Änderungen der poli­ti­schen Rahmenbedingungen. Dazu gehört auch das Bauordnungsrecht, um die Anzahl der vor­ge­schrie­be­nen Stellplätze zu redu­zie­ren. Darüber hin­aus ist es sinn­voll für ähn­li­che Projekte eine stär­ke­re Vernetzung mit ande­ren Verkehrsmitteln anzu­stre­ben. Dies wird unter ande­rem erreicht durch eine Anbindung an öffent­li­che Verkehrsmittel, Abstellplätze für Fahrräder und Barrierefreiheit.

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Erfahrender Energieblogger mit hohem Interesse, die Energiewende mit inno­va­ti­ven Technologien und Geschäftsmodellen vor­an­zu­brin­gen. Experte für Gebäudeenergie mit dem Hintergrund als Dipl.-Ing.(FH) Bauphysik.

Andreas KühlEhemaliger Content-Creator bei SOLARIMOEnergynet-Portal für Energieeffizienz und erneu­er­ba­re Energien

Zuletzt bear­bei­tet: 06.02.2020

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