Die Wohnungswirtschaft steht vor der großen Herausforderung, bezahlbaren Wohnraum zu schaffen und gleichzeitig einen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten. Ein Paradebeispiel für die Vereinbarkeit beider Anforderungen zeigt das Projekt Dolgensee-Center der Gewobag in Berlin-Lichtenberg. In diesem Neubau mit rund 700 Wohnungen sind die Mieten günstig, während die Energieeffizienz höher ist als der Standard. Die MieterInnen können zusätzlich günstigen Solarstrom vom Dach beziehen.
- Hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum
- Energieeffizienz im Neubau wichtig für Klimaziele
- Nebenkosten müssen bezahlbar bleiben
- Dolgensee-Center in Berlin verbindet Klimaschutz und bezahlbare Wohnungen
- Fazit
1. Hoher Bedarf an bezahlbarem Wohnraum
Besonders in den Städten wird es zunehmend schwieriger, günstige Wohnungen zu finden. Da in den letzten Jahren immer mehr Menschen vom Land in die Städte ziehen, ist die Nachfrage schneller gewachsen als das Angebot. Zudem hat sich der Bedarf verändert: in Städten werden zunehmend kleine Wohnungen für Alleinstehende gesucht.
Ein weiteres Problem sind die gestiegenen Kosten für den Neubau von Wohngebäuden. Aus diesem Grund werden fast nur Wohnungen im oberen Preissegment gebaut. Als Ursache für die höheren Preise gelten gestiegene Grundstückskosten und eine wachsende Anzahl an gesetzlichen Anforderungen.
2. Energieeffizienz im Neubau wichtig für Klimaziele
Gebäude müssen ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten: Immerhin verbrauchen sie 35 Prozent der gesamten Endenergie und tragen 30 Prozent zu den CO2-Emissionen in Deutschland (Quelle: UBA) bei. Daher wird an hocheffizienten Wohnhäusern mit einer erneuerbaren Energieversorgung kein Weg vorbeiführen.
Entgegen häufig genannten Aussagen, machen höhere Anforderungen zur Reduzierung des Energiebedarfs von Gebäuden nur einen geringen Teil der gestiegenen Baukosten aus. Andere Vorschriften, wie für Brand- und Schallschutz oder Barrierefreiheit haben einen deutlich größeren Einfluss (Quelle: dena Gebäude-Report 2019).
Um den Bau von mehr hocheffizienten Wohngebäuden zu ermöglichen, hat die KfW im Januar 2020 die Fördersätze für das KfW-Effizienzhaus im Bestand und im Neubau erhöht. Für das effizienteste Gebäude mit Photovoltaikanlage und Batteriespeicher, das KfW-Effizienzhaus 40 plus, hat sich der maximale Kreditbetrag auf 120.000 Euro und der Tilgungszuschuss auf 25 Prozent, bzw. 30.000 Euro erhöht.
3. Nebenkosten müssen bezahlbar bleiben
Die Heizkosten haben sich in den letzten Jahren wenig verändert oder sind teilweise sogar gesunken. Das ist vor allem auf milde Winter und günstige Brennstoffkosten zurückzuführen. Auf der anderen Seite sind die Stromkosten deutlich angestiegen. Zum Jahresanfang 2020 haben viele Grundversorger erneut ihre Strompreise erhöht. Somit sind die Strompreise seit 2010 um 28 Prozent auf mittlerweile durchschnittlich mehr als 30 Cent pro kWh gestiegen. Ein weiterer Anstieg der Stromkosten ist auch in Zukunft sehr wahrscheinlich.
Einen Schutz vor steigenden Strompreisen bietet hingegen das Mieterstrom-Modell in größeren Wohngebäuden mit mindestens 15 Wohneinheiten. MieterInnen erhalten auf Wunsch den Strom vom Dach, ergänzt mit Strom aus Wasserkraft. Der Strompreis ist bei solarem Mieterstrom immer mindestens zehn Prozent günstiger als beim örtlichen Grundversorger — gesetzlich garantiert durch das Mieterstromgesetz. Denn bei diesem Angebot entfallen Teile des Strompreises wie die Netzentgelte und die Stromsteuer. Die Netzentgelte haben sich seit 2010 immerhin um 26 Prozent erhöht. Darüber hinaus bleibt der Anteil am Strompreis für den Solarstrom über 20 Jahre konstant. Mieterstrom wird damit weniger stark im Preis ansteigen und somit langfristig zu einer deutlichen Reduzierung von Nebenkosten der MieterInnen beitragen können. Somit ist die saubere Stromerzeugung durch eine Photovoltaikanlage ein wichtiger Beitrag zum Klimaschutz mit zusätzlichen finanziellen Vorteilen für die MieterInnen.
Künftig werden in vielen Gebäuden auch die Heizkosten wieder ansteigen. Denn ab 2021 muss auf fossile Brennstoffe eine CO2-Abgabe gezahlt werden. Dies betrifft Gebäude mit einer Öl- oder Gas-Heizung. Bei nötigen energetischen Sanierungen von Gebäuden ist es daher sinnvoll, auch Photovoltaik-Anlagen einzuplanen. Dadurch können EigentümerInnen den MieterInnen eine Möglichkeit zur Reduzierung der Kosten anbieten und einen Schritt in Richtung Klimaneutralität gehen.
4. Dolgensee-Center in Berlin verbindet Klimaschutz und bezahlbare Wohnungen
Es gibt immer wieder gelungen Beispiele aus der Praxis, die zeigen, dass es möglich ist, bezahlbare Wohnungen zu bauen, die energieeffizient sind und erneuerbare Energien nutzen. Zu diesen Vorzeigeprojekten gehört der Neubau Dolgensee-Center im Berliner Bezirk Lichtenberg. Dieses Projekt mit knapp 700 Wohnungen wird gebaut von der Gewobag Berlin im Standard KfW-Effizienzhaus 55. Ab Mitte 2020 können MieterInnen dort einziehen, zu einem günstigen Mietpreis ab 6,00 pro Quadratmeter.
Zusätzlich zur günstigen Miete haben die künftigen MieterInnen die Möglichkeit günstigen und sauberen Solarstrom vom Dach beziehen. Denn die Gebäude erhalten eine Photovoltaikanlage mit einer Leistung von insgesamt 326 kWp, die im Jahr 261.100 kWh Strom erzeugt. Das spart jährlich ganze 135.000 Kilo CO2 ein, was der Bindung von 10.777 Buchen entspricht.
Somit leistet der Neubau nicht nur einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz, sondern sorgt für bezahlbaren Mieten, sowie für niedrige Strom‑, Heiz- und Warmwasserkosten. Alleine bei den Stromkosten können die MieterInnen, im Vergleich zum Grundversorger, jährlich knapp 180 Euro einsparen.
5. Fazit
Das Neubauprojekt Dolgensee-Center in Berlin ist ein gelungenes Beispiel dafür, dass es nach wie vor möglich ist bezahlbaren Wohnraum anzubieten. Darüber hinaus ist auch für geringe Nebenkosten gesorgt — durch eine hohe Energieeffizienz und einem Angebot für Mieterstrom. Diese Maßnahmen überwinden somit die scheinbaren Gegensätze der Bezahlbarkeit und des notwendigen Beitrags zum Klimaschutz.