Besonders auf lokaler Ebene sind praktische Maßnahmen zur Umsetzung des Klimaschutzes ein zunehmend wichtiges Thema. Die BürgerInnen wollen, dass sich etwas bewegt und engagieren sich in verschiedenen Initiativen. Sie fordern konkrete Maßnahmen von kommunalen AkteurInnen. Gerade auf lokaler Ebene lässt sich vieles umsetzen, um einen Beitrag zur Reduzierung der Treibhausgas-Emissionen zu leisten. Viele Kommunen entwickeln daher eigene Energie- und Mobilitätskonzepte unter Beteiligung verschiedener Stakeholder und setzen diese in die Praxis um. Einer der wesentlichen Punkte ist dabei der lokale Ausbau der Solarenergie auf den Dächern der kommunalen Liegenschaften und Wohnungsunternehmen. Hier können Kommunen mit guten Beispielen vorangehen.
- Kommunale Maßnahmen für lokalen Ausbau der erneuerbaren Energien
- Förderung für kommunale Energiekonzepte
- Hindernisse abbauen mit einer kommunalen Solarstrategie
- Energiekonzept für zukunftsfähige Siedlung in Gelsenkirchen
- Kommunale Vorgaben und eigene Projekte für den Klimaschutz
1. Kommunale Maßnahmen für lokalen Ausbau der erneuerbaren Energien
In den Kommunen stehen zahlreiche unterschiedliche Gebäude mit einem ungenutzten Potenzial zur Nutzung von erneuerbaren Energien. Warum nicht die Dachflächen von Schulen, Kitas, Seniorenheimen, Verwaltungsgebäuden, Hallen, Feuerwehren und Wohnungsunternehmen für Photovoltaikanlagen nutzen? Als Betreiber*in der Gebäude kann die Kommune ihre Stromkosten mit Solarenergie reduzieren und gleichzeitig einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Dies kann eine wichtige Vorbildwirkung auf andere Gebäudeeigentümer*innen in der Region haben.
Um Eigentümer*innen zur Installation einer Solaranlage zu bewegen, lassen einige Kommunen ein Solardach-Kataster erstellen. BesitzerInnen von Gebäuden können mit einem Solarkataster schnell auf einen Blick das Potenzial für die Nutzung der Solarenergie auf ihrem Gebäude erkennen. Je nach Art der Ausführung zeigen sie die zu erwartende Einstrahlung an, gegebenenfalls einen potenziellen Ertrag der Solaranlage oder weitere relevante Daten.
Mit der Hilfe von Instrumenten wie Flächennutzungs- und Bebauungsplänen oder Bausatzungen können Kommunen private EigentümerInnen und Bauherrschaften dazu bringen, erneuerbare Energien oder Solarenergie einzusetzen. Einige Orte haben bereits eine kommunale Solarpflicht für Neubauten erlassen.
Hilfreich sind auch Energiekonzepte für Neubaugebiete oder bestehende Quartiere, die eine Nutzung von erneuerbaren Energien unterstützen oder regeln. In der Erstellung dieser Konzepte werden viele lokale AkteurInnen eingebunden, um eine hohe Akzeptanz und erfolgreiche Umsetzung zu gewährleisten. Für ein kommunales Energiekonzept werden häufig der Ist-Zustand und das theoretische Potenzial ermittelt, sowie der Bedarf an Energie. Darüber hinaus gehört auch die Auflistung der geplanten und möglichen Maßnahmen zu diesem Konzept, genauso wie Informationen für die BürgerInnen.
Diese Beispiele machen deutlich, dass die Kommunen ein wichtiger Akteur für die Energiewende sind. Mit ihnen wird es bedeutend einfacher, die Solarenergie vor Ort auszubauen und den notwendigen Beitrag zum Klimaschutz zu leisten.
2. Förderung für kommunale Energiekonzepte
Für die Erstellung von kommunalen Energie- oder Klimaschutzkonzepten können Kommunen teilweise Fördermittel beantragen. Dazu gehört bei bestehenden Quartieren das Programm Energietische Stadtsanierung der KfW. Hier gibt es Zuschüsse für die Erstellung von Konzepten, welche die Erhöhung der Energieeffizienz im Quartier zum Ziel haben.
Weitere bundesweite Förderangebote bietet die Nationale Klimaschutzinitiative des BMU an. In diesem Programm werden beispielsweise kommunale Klimaschutz-Modellprojekte oder ein kommunales Energie- und Umweltmanagement in der Kommunalrichtlinie gefördert. Einzelne Bundesländer bieten weitere Förderangebote zur Erstellung von kommunalen Energiekonzepten an.
3. Hindernisse abbauen mit einer kommunalen Solarstrategie
Eine wesentliche Rolle in den kommunalen Energiekonzepten spielt die Solarenergie. Das Potenzial zur Nutzung von freien Dachflächen in den Kommunen ist noch sehr groß. Häufig stehen aber Hindernisse wie Wissensdefizite, Interessenskonflikte verschiedener AkteurInnen oder eine komplexe Regulierung im Weg. Eine kommunale Solarstrategie kann dazu beitragen, die Hürden abzubauen und somit eine stärkere Nutzung der Solarenergie zu ermöglichen.
Ein gutes Beispiel dafür ist die Großstadt Berlin. ForscherInnen des Fraunhofer Instituts für solare Energiesysteme ISE haben ermittelt, dass Berlin den Strombedarf zu 25 Prozent mit Solarstrom decken kann. Dazu braucht es zum einen bessere Rahmenbedingungen insgesamt und zum anderen eine Mischung aus Maßnahmen zur Beschleunigung des Ausbaus der Solarenergie in Berlin.
Der neue Masterplan Solarcity enthält einen breiten Mix aus 27 Maßnahmen in neun verschiedenen Handlungsfeldern. Zu diesen Maßnahmen gehört die Schaffung von Anreizen und besseren Rahmenbedingungen, genauso wie die Notwendigkeit von Öffentlichkeitsarbeit und Informationen und der Abbau von Barrieren. Die Umsetzung der Errichtung von Solaranlagen muss überwiegend durch private Akteure und landeseigene Unternehmen erfolgen.
Ein anderes Beispiel bietet Gelsenkirchen. Dort gibt es bereits seit 2010 das Netzwerk solarGEdacht. Dieses hat verschiedene hilfreiche Bestandteile, wie ein Solardachkataster für das Stadtgebiet Gelsenkirchen, eine eigene Förderung und ein Beratungsangebot ins Leben gerufen. Für private HausbesitzerInnen bietet Gelsenkirchen eine Förderung der Beratung durch die Verbraucherzentrale und für die Investition in die eigene Solaranlage. Ergänzt wird das Angebot durch eine Liste von lokalen Handwerksbetrieben, die Photovoltaikanlagen installieren.
Das sind nur zwei Beispiele von Städten, die Maßnahmen zum lokalen Ausbau von Photovoltaikanlagen getroffen haben. Es gibt noch viele weitere Orte in Deutschland, die sich für Solarenergie vor Ort auf unterschiedlichen Wegen einsetzen.
4. Energiekonzept für zukunftsfähige Siedlung in Gelsenkirchen
Den Einfluss der Kommunen auf den lokalen Ausbau der Photovoltaik zeigt auch das Beispiel des Projektes “Im Waldquartier” in Gelsenkirchen-Buer. Dieses entsteht im neuen Baugebiet “Am Buerschen Waldbogen”. Hier hatte die Stadt Gelsenkirchen bei der Erschließung der neuen Siedlung ein zukunftsfähiges Energiekonzept beschlossen. Dieses besagt u.a., dass die Wohngebäude mindestens den Standard des KfW-Effizienzhaus 55 erreichen müssen. Des Weiteren sind Photovoltaikanlagen mit einer Leistung von mindestens 23 Wattpeak pro Quadratmeter Wohnfläche auf den Dächern einzuplanen.
Derzeit bauen die Gelsenkirchener Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft mbH, ein Unternehmen der Stadt Gelsenkirchen, und der Beamtenwohnungsverein Gelsenkirchen eG in diesem Baugebiet zwei baugleiche Neubauten mit je 20 Wohneinheiten. Die Photovoltaikanlage auf diesen Gebäuden, mit je 30 kW Leistung, wird in Zusammenarbeit mit SOLARIMO als Dienstleister errichtet. In dieser Kooperation übernimmt SOLARIMO die Finanzierung, den Bau und die Installation der Solaranlagen. Die MieterInnen können den Strom vom Dach beziehen und ihre Stromkosten um mindestens zehn Prozent im Vergleich zum Grundversorger reduzieren, sowie mit einem Engagement für Klimaschutz verbinden.
Alleine die Photovoltaikanlagen auf diesen Gebäuden, mit 180 Modulen, tragen zu einer jährlichen Reduzierung der CO2-Emissionen um 28,4 Tonnen bei. Dies entspricht der Klimawirkung von knapp 2.300 Bäumen.
5. Kommunale Vorgaben und eigene Projekte für den Klimaschutz
Kommunen haben verschiedene Möglichkeiten, vor Ort zu handeln und den Ausbau der erneuerbaren Energien voranzubringen. Sie können mit der Hilfe von Energiekonzepten private Bauverantwortliche informieren und von ihnen fordern, Photovoltaikanlagen einzuplanen. Aber sie haben auch die Möglichkeit, ihre eigenen Vorgaben umzusetzen, z.B. mit den städtischen Wohnungsunternehmen.